UWE PETER

Wie ich zu RVN kam?

Nun, als Musiker war ich schon lange Zeit kein unbeschriebenes Blatt im Saarland und ausserdem auch regelmässig für verschiedene Zeitschriften als Musik-Journalist tätig, so hatte ich z.B. die Regionalredaktion Saar/Pfalz für eine der größten Europäischen Musikerfachzeitschriften der damaligen Zeit "Musik Special".
Eines Tages nun im Jahre anno dominii 1986 entschloss ich mich, wie viele Althippies, auf´s Land zu flüchten und suchte mir ein nettes Häuschen in einem kleinen Dorf (900 Einwohner - 4 Nachnamen :-)) im nördlichen Saarland. Schon während dem Umzug dorthin ging ich in einer Arbeitspause in die Kneipe gegenüber - schliesslich ist das die beste Möglichkeit "uffm Lond de Leit kenne zu lehre".
Schnell wurde man als "Zugeräster" von den eingebohrenen Gästen und dem etwas ausgeflippten Wirt (der kam vor Jahren auch aus der Stadt und war mir auf Anhieb sympathisch) ausgefragt: Wo man herkomme, was man so mache usw.
Schliesslich kam man auch auf das Thema Musik zu sprechen und ich erzählte so´n bisschen von meinen musikalischen Aktivitäten.
"Ei dann muscht Du doch de Grasi kennen, der macht doch ach Mussig un hat doch e Schdudio he im Dorf", meinte der Wirt, "der kummt bestimmt ach gleich, do leerschd de ne kennen!"
Und tatsächlich, ich brauchte nicht lange zu warten, da hieß es: "Ei do is a jo !!"
Wir wurden uns vorgestellt, die Chemie stimmte sofort und für Jürgen Urig (eben jener "Grasi", wie man ihn hier nannte) war ich als Musiker und Musikjournalist kein Unbekannter.
Er erzählte mir von seinem neusten Projekt, einem kleinen aber feinen Radiosender in Frankreich und fragte mich spontan, da ich ja was von Musik verstehen würde und als Sänger auch eine gute Stimme hätte, ob ich nicht mal mitmachen wollte.
Klar wollte ich, das war ja ein neues Abenteuer bei so einem "Piratensender" und so fuhr ich schon ein paar Tage später mit Jürgen zu einem kleinen Haus irgendwo in der Nähe von Bouzonville unweit der Nied (und daher stammte dann auch der Name des Senders - radio vallé de la nied - RVN).
Je näher wir nach Frankreich kamen um so mehr bekam ich dann auch im Autoradio von diesem mir bis dato unbekannten Sender mit, in meinem kleinen Dorf war er nämlich längst nicht mehr zu empfangen (was sich im Laufe der Jahre wegen besserer Sendekapazität und Frequenz ändern sollte).
Auf jeden Fall, was ich im Autoradio mit jedem gefahrenen Kilometer besser hören konnte, gefiel mir sehr und ich war äusserst überrascht, als ich in dem winzigen Studio mit der "Telefonzelle" ankam, wo gerade ein gewisser Tommy Schmincke lustig drauflos moderierte, mit welch bescheidenen Mitteln hier ein wirklich gutes und unterhaltsames Radio gemacht wurde.
Jürgen zog ein paar Platten aus dem "riesigen" Archiv, Schmincke verabschiedete sich und schon ging´s auf Sendung. Ich sass ausserhalb der "Telefonzelle" an einem kleinen runden Tisch, auf dem immer noch Jürgens 12 Schweißflecke zu sehen waren, vor einem recht billigen Mikrofon mit kleinem Tischstativ das jede Bewegung des Tisches mit einem deutlichen Rumpeln über den Sender brachte und wartete auf meinen Einsatz.
Jürgen hatte zunächst einmal vor mit mir ein Interview über meine damalige Band, die UWE PETER BANDE, und unsere neuste Single zu machen. Die A-Seite "Sex im All" durfte er damals nicht spielen, da man wegen des "anstössigen" Textes (und dafür reichte damals allein das Wort "Sex") Schwierigkeiten mit der franz. Regierung befürchtete - und so blieben nur die B-Seite "Im falschen Land" und eine weitere Studioaufnahme "Dienstagmorgen".
Wir machten also dieses Interview, verlosten 2 Singles (und es riefen doch tatsächlich auch Leute an, die sie haben wollten) und als uns langsam der Gesprächstoff ausging entdeckte ich erstmals Urigs unglaubliches Talent für spontane Gags, als er zwischen 2 Platten sein Mikro öffnete und einen Text rüberbrachte der damals etwa so war:
"...es ist unglaublich liebe Hörer, was sich hier vor unserem Studio abspielt, in kurzer Zeit haben sich da draussen ca. 20 bis 30 Fans der Uwe Peter Bande versammelt und es scheinen immer mehr zu werden, wir wissen noch nicht wie wir Uwe hier wieder heil aus unserem Gebäude schaffen sollen .... " usw.
Ich machte den Blödsinn natürlich mit grosser Ernsthaftigkeit mit, versprach am Mikrofon den "Fans da draussen", dass ich nach der Sendung rauskommen und Autogramme geben würde, bis dahin sollten sie bitte ruhig bleiben und nicht den Sender verwüsten - wir fingierten ein paar "Uwe Uwe Rufe", die leise aber deutlich bis ins Studio vordrangen, also insgesamt hatten wir einen riesigen Spass und uns während der Musik halb kaputtgelacht und immer weiteren Blödsinn für die nächste Mod erfunden. Ganz anders erging es mir übrigens einige Tage später, als ich mit meiner Single im Gepäck den Konkurrenten Radio Forum besuchte um meine Platte zu "promoten" - hier wollte man scheinbar "ernsthaftes" Radio machen und entsprechend trocken und humorlos lief denn auch das Interview ab (da rief übrigens nicht EINER an, um unsere Platte zu gewinnen).
Jedenfalls schien Jürgen meine Stimme und meine Art am Mikrofon gefallen zu haben, denn er meinte, er würde mich gerne in ihrem kleinen Team haben und dem "Intendanten" Herrn Schorr mal vorstellen.


Wie´s dann weiterging, Uwe's erste Sendung und einige weitere Anekdoten wollte Uwe uns noch gerne hier mitteilen. Leider kam es nicht mehr dazu. Am 13.08.2019 ist Uwe Peter leider viel zu früh verstorben. Lieber Uwe, wir werden Dich nie vergessen und Dich immer positiv in Erinnerung behalten!

Für die freundliche Unterstützung bedanken wir uns recht herzlich bei Uwe Peter!